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Medienmitteilung 22.08.2022

Forschungen in der Kirche von St. Peter Mistail

Kirche Mistail
Die Kirche von St. Peter wurde im späten 8. Jh. erbaut und bewahrt seltene Reste von Wandmalereien aus dieser Epoche. Dieses Zeugnis karolingischer Kunst soll ab dem 27. August mit speziellen technischen Geräten untersucht werden, um die Darstellungen besser zu deuten und die Rolle der Kirche in der damaligen Zeit besser einzuschätzen.

Forschungen in der Kirche von St. Peter Mistail

Die Kirche von St. Peter wurde im späten 8. Jh. erbaut und bewahrt seltene Reste von Wandmalereien aus dieser Epoche. Dieses Zeugnis karolingischer Kunst soll ab dem 27. August mit speziellen technischen Geräten untersucht werden, um die Darstellungen besser zu deuten und die Rolle der Kirche in der damaligen Zeit besser einzuschätzen.

Die im August stattfindenden Untersuchungen in St. Peter Mistail sind Teil eines Projekts, das sich den frühmittelalterlichen Wandmalereien auf dem Gebiet des ehemaligen Churrätiens widmet. Mit dabei ist eine Reihe von Schweizer Forschungseinrichtungen. Führend beteiligt sind die Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana und die Stiftung pro Kloster St. Johann in Müstair, sowie die Universität Bern, die ETH Zürich, die Fachhochschule Nordwestschweiz und die Università della Svizzera Italiana. Finanziert wird das 4-jährige Projekt vom Schweizerischen Nationalfonds. Die Kirche von St. Peter spielt in dem Projekt eine zentrale Rolle, da sie neben der Klosterkirche von Müstair die einzige Kirche auf Schweizer Gebiet ist, die Wandmalereien des 8. Jh. besitzt. Gleichzeitig stellt ihre Erforschung eine besondere Herausforderung dar. Die Malereien sind sehr schlecht erhalten, und befinden sich zum Teil hoch an den Wänden, sind also für Instrumente schwer zugänglich.

Die Kirche wird gerne wegen der Ruhe und spirituellen Atmosphäre aufgesucht, die hier herrscht. Entsprechend wichtig ist es, bei den Untersuchungen den besonderen Charakter des Ortes zu respektieren. In Absprache mit der Kirchengemeinde wurde daher beschlossen, ein System anzuwenden, das die Untersuchungen der Wandmalereien vom Boden aus ermöglicht. Dadurch kann die Dauer der Untersuchungen reduziert und auf die Verwendung von Baugerüsten im Inneren verzichtet werden. Das PRISMS genannte System wurde in England an der Nottingham-Trent Universität entwickelt. Mittels der "hyperspectral imaging" genannten Methode werden dabei vom Boden aus Aufnahmen der Wände in verschiedenen Licht-Wellenlängen, von Infrarot bis Ultraviolett, gemacht. Ein Computerprogramm berechnet das Frequenzspektrum der Aufnahmen und kartiert Bereiche mit ähnlichen Werten. Dadurch kann die ursprüngliche, heute fast nicht mehr sichtbare Malerei wieder sichtbar gemacht werden, hoffen die Forscher. Zudem wird das System Hinweise auf die verwendeten Farben liefern, was für die kulturelle Einordnung der Malereien von Bedeutung ist. Nach dieser ersten Kampagne sollen weitere, kleinere Untersuchungen erfolgen, die sich auf besonders interessante Flächen beschränken werden. Diese sollen Fragen klären wie: Welche Farben wurden verwendet? Wie wurde gemalt? Woher kamen die Künstler? Gibt es Ähnlichkeiten mit anderen frühmittelalterlichen Wandmalereien Churrätiens und Europas? Dadurch wollen die Forscher ein besseres Bild darüber erhalten, wie sich die Churrätischen Wandmalereien des Frühmittelalters historisch und kulturell in die damalige Zeit einfügen. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein Parc Ela wird die Öffentlichkeit über die Forschungsarbeiten und interessanten Erkenntnisse in St. Peter informiert.

Nach Abschluss der Arbeiten in St. Peter wird das Team um Prof. Haida Liang nach Müstair weiterziehen, um hier für die Stiftung Pro Kloster St. Johann den Zustand der Wandmalereien in der der Klosterkirche zu Untersuchen. Dieser Einsatz wird durch das EU-Programm "IPERION HS" gefördert. Die Ergebnisse werden dazu dienen, eine Konservierungsstrategie für die gefährdeten Fresken zu entwickeln.

Pressekontakt:
Patrick Cassitti
Wissenschaftlicher Leiter
T. +41 81 858 5662
patrick.cassitti@muestair.ch - www.muestair.ch