Unterwegs in der Ferienregion.

Dino Augustin – im Einsatz für den Parc Ela

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Der grösste Naturpark der Schweiz ist für ihn Büro, Werkstatt und Kursraum. Dino Augustin hat wahrlich einen schönen Arbeitsplatz. Wir haben den Parc-Ela-Mitarbeiter bei einem Einsatz für den Erhalt der Kulturlandschaft besucht.

Ein klarer, kühler Herbsttag. Wir schlängeln uns mit dem Auto die Kurven hoch bis zu den «Tgamons Bargiaglia», den historischen Heuhütten oberhalb Stierva, wo wir Dino Augustin treffen. Als wir ankommen, steckt dieser mitten in der Arbeit. Mit Hilfe einer Stockwinde hebt er eine dieser Holzhütten leicht an, während sein Bruder und der Hüttenbesitzer grosse Steine unter den untersten Balken schieben. «Das Holz darf die Erde nicht berühren, sonst fault es mit den Jahren», erklärt Dino. «Am wichtigsten ist das Dach. Es muss dicht sein, um das Tgamon vor dem Zerfall zu schützen.»

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Kulturgut-Projekt «Tgamons»

Tgamons sind einfache Holzhütten, um Bergheu zu lagern. Aktiv genutzt wurden sie bis in die 60er-Jahre. Heute stehen diese kleinen Scheunen meist leer und sind vom Zerfall bedroht. «Das ist sehr schade», findet Dino, «Tgamons gehören zu unserer Kulturlandschaft und erzählen eine Geschichte.» Daher setzt sich der Parc Ela dafür ein, sie als Kulturgut und Zeugen der traditionellen Berglandwirtschaft zu erhalten.

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Schnell zeigte sich: Es ist ein Thema, das die Menschen bewegt. Als der Park bei Projektstart einen Aufruf für schützenswerte, aber baufällige Tgamons machte, meldeten sich zahlreiche Besitzer im  Surses und Albulatal. Daraufhin hat der Parc Ela diese Hütten inventarisiert und gemeinsam mit der Denkmalpflege die ersten zehn bestimmt, die nun wieder hergerichtet werden. Dino ist als gelernter Zimmermann, Holzbau-Ingenieur und langjähriger Parkmitarbeiter die ideale Person, um die Sanierung zu leiten.

Vielfältige Aufgaben des Parks

Der 37-Jährige arbeitet seit 2018 beim Parc Ela, der die beiden Talschaften Albula und Surses umfasst. Der Park hat vielfältige Aufgaben und Ziele. Es geht nicht nur darum, Natur und Landschaft zu erhalten und aufzuwerten. Auch die Pflege und Bewahrung des kulturellen Erbes ist eine zentrale Aufgabe. Das können historische Wege, Fundstellen oder Kirchen sein, aber auch Tgamons oder die romanische Sprache. Der Parc Ela setzt sich zudem ein für die Förderung von regionalen Produkten und Produzent*innen sowie die Stärkung von Nachhaltigkeit im Bereich Energie und Mobilität und organisiert zahlreiche Anlässe und Angebote, um Kinder und Erwachsene für Natur, Wirtschaft und Kultur zu sensibilisieren.

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Einen anderen Blick einnehmen

Die Arbeit von Dino Augustin ist ebenfalls sehr abwechslungsreich. Neben Sanierungsprojekten wie für die Tgamons leitet er Natureinsätze für Gruppen wie Firmen und Schulklassen. «Wir pflegen Hecken, bekämpfen Neophyten, entbuschen Weiden, bauen Trockenmauern. Die Teilnehmenden können so aus dem gewohnten Alltag ausbrechen und draussen in der Natur etwas Sinnvolles tun.» Der Austausch mit unterschiedlichen Menschen gefällt Dino. «Besonders spannend wird es, wenn die Einsatzgruppen zusammen mit den Landbesitzern arbeiten. Verbringt ein Bauer einen ganzen Tag lang mit einem Banker, tut das beiden gut. Man lernt, einen anderen Blick einzunehmen und sich besser zu verstehen.»

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Etwas bewirken können

Bei den Jugendlichen nehmen vor allem Oberstufenklassen teil. Hauptanliegen der Lehrpersonen ist, ihren Schülern aus dem meist städtischen Umfeld die Natur näherzubringen. «Es ist mir wichtig, dass die Jugendlichen erfahren: Wenn man sich Mühe gibt, dann kann man auch etwas bewirken. Abends sehen sie ihre getane Arbeit und haben ein Erfolgserlebnis, das macht zufrieden». Dino möchte den Jugendlichen zudem mitgeben, dass es überall interessante Dinge zu entdecken gibt, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht. Es funktioniert. Viele der Lehrpersonen kehren mit neuen Klassen wieder zurück.

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Heimkehr dank Zivildienst

Dino verbrachte eine glückliche Kindheit in Alvaschein und hat einen Bruder, der ebenfalls auf Stundenbasis für den Parc Ela sowie für die Gemeinde Albula/Alvra arbeitet. In der Familie wird Romanisch (Surmiran) gesprochen. Obwohl ihm aufgrund der guten Schulleistungen nahegelegt worden war, an die Kanti zu gehen, war dies nie eine Option für ihn. Dino wollte eine Lehre mit Berufsmatura machen und lernte Zimmermann. Danach studierte er Holzbau-Ingenieur in Biel und arbeitete einige Jahre auf dem Beruf. So verbrachte er sechs Jahre in Dagmersellen. Er war zu 100 % im Büro, was ihm als Naturmenschen nicht entsprach. «Ich arbeite gerne draussen und mit den Händen. Mir gefällt, wenn ich am Abend ein konkretes Resultat sehe – und nicht bloss einen Computer.»

Für Dino war immer klar, dass er eines Tages wieder in die Heimat zurückkehren wird. Als er im Rahmen des Zivildienstes eine Stelle beim Parc Ela bekam, ergriff er die Chance. Schnell merkte er: «Hier passt es für mich, hier möchte ich bleiben.» Und hier ist Dino bis heute und sehr zufrieden. «Am allerwichtigsten ist mir, dass ich am Morgen gerne zur Arbeit gehe und am Abend zufrieden nach Hause komme. Beim Parc Ela geht es mir fast immer so. Das schätze ich sehr.»

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Die Liebe zum Holz

Dino ist sehr verbunden mit dem Val Surses. Seine Mutter stammt ursprünglich aus Salouf. Bereits als Kind verbrachte er viel Zeit auf dem Familienmaiensäss unterhalb Ziteil und spielte Fussball beim Club da ballape Surses. Neben Sport und Natur ist die Musik eine grosse Leidenschaft. Er ist Bassist bei den «Battibogls», einer Band, bestehend aus Sursettern. Und er mag es auch, in seiner Freizeit mit Holz zu arbeiten. Beim Parc Ela, wo er das Handwerk des Trockenmauerns erlernt hat, arbeitet er inzwischen viel mit Stein. «Doch meine erste Liebe gilt dem Holz», nickt er. Darum freut es ihn ganz besonders, dass er das Tgamons-Projekt umsetzen darf.

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Wir stehen auf 2000 Metern über Meer und geniessen die Aussicht. Der Blick reicht tief ins Albulatal, ganz hinten ist das Landwasserviadukt zu erkennen, gleichzeitig sehen wir weite Teile des Surses. Die Lärchen leuchten goldgelb. Dino und seine beiden Helfer arbeiten weiterhin tatkräftig am Tgamon, das wieder auf sicherem Boden steht. Nun werden neue Dachbretter verlegt, natürlich aus einheimischem Holz. Da diese noch nicht verwittert sind, sieht man einen deutlichen Farbunterschied. «Das macht nichts», lacht Dino. «Man darf ruhig sehen, dass etwas gemacht worden ist. Auch das gehört zur Geschichte des Tgamons».

 

Text: Franco Furger und Bettina Bergamin
Fotos: Bettina Bergamin, Archiv

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Natureinsätze beim Parc Ela

Hecken- und Weidepflege sowie Trockenmauerbau für Schulen, Firmen  oder weitere Gruppen und Kurse und Freiwilligen-Tage für Einzelpersonen.

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e-bike val surses septimerpass
Septimerpass © WOM Medien / Jens Scheibe

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Wandern im Parc Ela, Savognin

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